Joseph Beuys´"Soziale Plastik"

Parallel zu den unverhofften Freiräumen im neuen Ostteil Berlins 1990 war der Künstler Joseph Beuys für die Gruppe identitätsstiftend.

Dessen erweiterter Kunstbegriff: "Jeder Mensch ein Künstler", und die Forderung nach dauerhaft gesicherten Wohn- und Arbeitsräumen führten zu der Formel "Besetzen = Kunst", oder im Fall der Kastanie 77 zu dem Kernsatz "Kunst-Besetzen-1.Hilfe".

 

Beuys "Weder durch legales noch durch illegales Hervorbringen von Kunstwerken entsteht der Gesellschaft oder dem Einzelnen Schädigung, indessen bedeutet deren willentliche Vernichtung Unterdrückung von Informationen und von Möglichkeiten zur Bewußtseinsbildung. Einem zeitgemäßen, entwickelten Kunstbegriff entspricht es im übrigen, sich auf die Arbeitsplätze und den Lebensraum des Menschen zu beziehen."

Joseph Beuys in "Der Sprayer von Zürich, Solidarität mit Harald Nägele"
Hrsg. Michael Müller, Hamburg 1984

  

Die Beschäftigung damit, die Grenzen zwischen Kunst und alltäglichem Leben aufzuheben, wird hier zur "Sozialen Plastik": Das leerstehende Gebäude in der Kastanienallee formt sich durch die Inbesitznahme der Künstler/innen von der "toten" Skulptur im Stadtraum zum lebendigen Ganzen.